Harald Groß

Die Geschichte der Motivatoren

 … erzählt von Harald Groß (Autor und Gründer von Orbium Seminare)!

„Harald, das mit den ganzen Lerntechniken ist ja echt gut. Aber was soll ich denn machen, wenn mich das Thema überhaupt nicht interessiert, wenn ich gar keine Lust habe und voll unmotiviert bin?“ Das sagte ein Teilnehmer ganz am Ende eines Lerntrainings im Jahr 2002.

Als Trainer wäre ich am liebsten hinter der Pinnwand verschwunden. Denn eine hilfreiche Antwort fiel mir damals nicht ein. (Ein schwäbisches „Da musst du dich halt zwingen“, war schließlich keine Lösung.) So blieb die Frage nach der Lernmotivation erst mal unbeantwortet. Mich aber ließ sie nicht los. Und ein ganzer Fragenkreis entstand.

  • Können wir eigentlich gezielt positiven Einfluss auf die Lernmotivation nehmen? Wenn ja, wie genau? Ist das anstrengend?
  • Gibt es vielleicht ganz einfache Wege, um leichter zum Ziel zu kommen?
  • Kann man solche Motivationswege auch erlernen?
  • Und geht das sogar, wenn ich wirklich keine Lust habe?

Ich sprach mit Kollegen und Freunden über diese Fragen und begann mich in das Thema einzulesen. Dabei stieß ich auf Forschungsergebnisse russischer Sportpsychologen. Sie haben sich in den 70er Jahren auf die Suche nach den Motivatoren gemacht. Warum Sportpsychologen? Der Sport spielte in der Sowjetunion eine wichtige Rolle. Da überrascht es nicht, dass gerade auf diesem Gebiet zum Thema Motivation geforscht wurde.

Wie gingen die Forscher vor? Ganz einfach – sie sprachen mit den Sportlern und fragten immer wieder nach: „Welche Rahmenbedingungen brauchst du, damit dir das Training leicht fällt, damit du leicht zum Ziel kommst?“ Besonders interessierten sie sich für den Moment des Handelns. Also zum Beispiel beim Sport den Augenblick, in dem Wladimir schwamm oder Irina lief. Immer wieder fragten sie die Sportler: „Gab es Rahmenbedingungen, die für dich gerade gut, vielleicht sogar motivierend waren?“

Diese Rahmenbedingungen katalogisierten sie und stellten dabei  2 Dinge fest:

Lernmotivation1. Typische Rahmenbedingungen
Es waren vielfältige, aber immer wieder ähnliche Rahmenbedingungen, die von den Sportlern beschrieben wurden. Die Wissenschaftler bildeten aus den Antworten Gruppen und gaben ihnen Namen. So entstanden die Motivatoren.

2. Unterschiedliche Wirkung
Deutlich wurde, dass dieselben Motivatoren ganz unterschiedlich wirken. Was Irina antrieb und motivierte, konnte für Wladimir extrem demotivierend sein!

Interessant an der Geschichte: Nicht nur die Sportpsychologen in Russland waren auf der Suche nach den Motivatoren. In den Vereinigten Staaten, hinter den Grenzen des „eisernen Vorhangs“ gingen amerikanische Forscher der Weltraumprogramme ganz ähnlich vor. Und sie kamen kulturübergreifend auf annähernd die gleichen Motivatoren.

In den 80er Jahren hat Charles Garfield, ein Psychologe der NASA, die beiden Ergebnisse dann zusammengeführt. Alexander Christiani und Silke Seemann brachten die Motivatoren schließlich nach Europa.

Und dort sind wir vom Orbium-Team-Berlin über einen Artikel auf sie gestoßen:

Umsetzungskompetenz stärken

Motivation steigern„Wer kennt nicht Aufgaben, die man ewig vor sich herschiebt? Reisekostenabrechnungen, Wäscheberge, endlich mehr Sport treiben. Eigentlich sollte, wollte und müsste man. Aber der innere Schweinehund ist groß.“

„Es gibt Rahmenbedingungen, die das eigene Handeln positiv unterstützen oder negativ beeinflussen. Diese Rahmenbedingungen werden Motivatoren genannt.“

„In den Forschungen der letzten 50 Jahre haben sich dreizehn Motivatoren herauskristallisiert. Diese dreizehn Faktoren* können individuell als Motivator oder Demotivator wirken.“

(Quelle: KommEnt Nr. 9, 11/03, Dr. Silke Seemann, Leistungslust GbR, Innsbruck)

Meine Neugier war geweckt. Bei Silke Seemann lernte ich die Motivatoren kennen und machte die ersten praktischen Schritte. Es ging ganz einfach – das ist das Schöne daran! Zuerst begann ich, die Motivatorensammlung für mich selbst zu nutzen: Früher war ich ein rechter Sportmuffel. Ich wusste natürlich, dass ich mich eigentlich mehr bewegen sollte. Wenn ich lief oder schwamm, dann tat mir das auch gut. Aber der Weg dahin! Nachdem ich endlich meine persönlichen Hauptmotivatoren kannte, wurde es viel einfacher – heute gehe ich regelmäßig schwimmen.

Motivatoren Übersicht

Regelmäßig Sport treiben – o. k., da waren mir die Motivatoren eine Hilfe. Aber was ist jetzt mit dem Lernen, um das es hier ja geht? Auch dazu begann ich mit einem Selbstversuch. Ich musste mich mit Steuerrecht beschäftigen. Die Regeln der Einkommens -und Umsatzsteuer haben mich noch nie interessiert – ein ideales Testthema also. Ich nutzte meine Hauptmotivatoren und lernte erfolgreich Steuerrecht!

Ehrlich: Ich habe dabei keine Drogen genommen. Und die erwähnten Forscher haben auch keinen Doping-Cocktail gemixt. Sie erforschten ganz seriös, unter welchen Rahmenbedingungen jeder von uns leichter zu seinen Zielen gelangen kann.

In den Lernkursen muss ich mich nun nicht mehr hinter der Pinnwand verstecken. Denn die Motivatoren sind eine echte Motivationshilfe.

Schau auch du dir die Motivatoren an. Finde mit unserem Motivatoren-QuickCheck heraus, was dich in Schwung bringt und hält! Nutze deinen eigenen Motivatorenmix für deine Lernziele, sogar auch für diejenigen, die Dich weniger interessieren.

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* Was jetzt? 14 oder 13 Motivatoren?
Die erwähnten Forscher kamen in etwa auf die Motivatoren, die du hier kennen lernen wirst. Im Laufe der Jahre habe ich, angeregt durch die praktische Arbeit und zahlreiche Seminare ein paar Veränderungen vorgenommen. So waren in der ursprünglichen Version die beiden Motivatoren „Zuschauer haben“ und „Ein angenehmes Umfeld haben“ in einem einzigen Motivator mit dem Titel „Äußeres Umfeld“ verbunden. Weil das zu Irritationen in den Seminaren führte, habe ich mit meinen Kolleginnen Betty Boden und Iris Lemke daraus zwei Motivatoren gemacht, so dass wir nun mit 14 statt 13 Motivatoren arbeiten.